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Moorschutz

Moor

Unsere Moore

Moore können eine ganz eigene Stimmung entwickeln. Diese düstere Atmosphäre wirkt bedrohlich und faszinierend zugleich. Foto Peter Boye
Mit ihrer einzigartigen Biodiversität und sehr unterschiedlichen Ausprägungen sind Moore unverwechselbare Bestandteile der landschaftlichen Einzigartigkeit und Schönheit Bayerns. Ursprünglich waren 3 % der Landesfläche Bayerns von Mooren bedeckt, von denen heute nur noch knapp ein Zwanzigstel als intakt gelten. Immerhin kann Bayern mit 10 % der deutschen Moorflächen und besonders vielen Moorlebensraumtypen (nach europäischer FFH-Richtlinie) aufwarten: Nieder-, Übergangs- und Hochmoore, renaturierungsfähige Hochmoore, Torfschlenken und Moorwälder. Neben ihrer besonderen Arten- und Lebensraumvielfalt sind Moore auch für den Hochwasser- und Klimaschutz von unschätzbarem Wert. Insgesamt ergibt sich daraus eine besondere Verantwortung Bayerns für den Erhalt und die Revitalisierung dieser einzigartigen Lebensräume.

Die besondere Welt der Moore – Entstehung und Biodiversität

Moore gibt es überall dort, wo es so nass ist, dass abgestorbene Pflanzen unter Wasser geraten und dort wegen des Sauerstoffmangels nicht zersetzt werden können. Die abgestorbenen Gräser, Moose und Blätter bilden im Laufe der Zeit die Torfschicht, die pro Jahr nur etwa einen Millimeter wächst. Trotz der geringen Geschwindigkeit wurden so über tausende von Jahren weltweit große Mengen an organischem Material und damit Kohlenstoff „konserviert“ – Moore binden sogar circa zweimal so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Welt zusammen. Die bayerischen Moore sind seit der letzten Eiszeit über einen Zeitraum von mehr als 10.000 Jahren herangewachsen. Die Dicke der Torfschicht erreicht stellenweise sogar bis zu 10 Meter.
Je nachdem, wie das Moor mit Wasser versorgt wird und wie hoch der darin enthaltene Nährstoffgehalt ist, lassen sich verschiedene Moortypen unterscheiden:

  • Hochmoore werden ausschließlich von Regenwasser gespeist und sind deshalb sehr nährstoffarm. Sie kommen in Bayern insbesondere in den niederschlagsreichen Gebieten im Alpenvorland und in den Mittelgebirgen vor – unter anderem dem Bayerischen Wald und dem Fichtelgebirge. Im Alpenvorland bieten die flachen Seen und Senken, die durch eiszeitliche Modellierung der Erdoberfläche entstanden sind, beste Voraussetzungen für die Entstehung von Hochmooren. Anhand ihrer Verbreitung lässt sich daher gut erkennen, wie weit die Gletscher damals vorgestoßen waren.
  • Niedermoore hingegen beziehen das wertvolle Nass hauptsächlich aus dem (nährstoffreicheren) Grundwasser, weshalb sie in Bayern vor allem in den einst ausgedehnten Flussauen von z.B. Donau, Isar oder Loisach zu finden sind.

Die unterschiedliche Nährstoff- und Wasserversorgung der Moore spiegelt sich in deren Vegetation wider. In den sehr nassen und nährstoffarmen Hochmooren wachsen insbesondere Torfmoose und Wollgras, die hier für die Bildung von Torf und den Aufbau des mächtigen Moorkörpers verantwortlich sind. Doch auch andere Pflanzen und Tiere, die sich an diese extremen Bedingungen angepasst haben, sind aufgrund dieser Spezialisierung davon abhängig. Dazu gehört z.B. der Sonnentau, eine fleischfressende Pflanze, die die Nährstoffarmut des Moores durch den Fang von Insekten ausgleicht. Viele Arten kommen ausschließlich in intakten Hochmooren vor, z.B. Zwerg-Birke, Schwarzglänzende Moorameise, Hochmoorlaufkäfer oder Waldbirkenmaus. Sie gelten als Überlebende der letzten Eiszeit („Eiszeitrelikte“), die – nachdem sich die Gletscher zurückgezogen haben – in den bayerischen Mooren kühle und konkurrenzarme Lebensräume gefunden haben.
Die im Vergleich zum Hochmoor nährstoffreicheren und weniger nassen Niedermoore beherbergen beispielsweise Seggen, Binsen, Schachtelhalm und Schilf. Über Jahrhunderte wurden viele der Niedermoore traditionell landwirtschaftlich genutzt. Bis zum Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert hatte diese Nutzung aufgrund der eingeschränkten Mechanisierung und des relativ niedrigen Ertrags noch einen sehr extensiven Charakter. Dadurch haben sich auf diesen Flächen naturnahe Biotope wie Streu- und Nasswiesen mit einem äußerst großen ökologischen Wert entwickelt. Die Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten ist hier ausgesprochen hoch, wodurch Sie von großer Bedeutung u. a. für Bodenbrüter wie Großer Brachvogel, Uferschnepfe, Bekassine und Wiesenpieper sind.
Da Gehölze im allgemeinen Flächen mit viel Bodenwasser meiden, sind nasse Moore oft nicht oder nur dünn mit Bäumen bewachsen. In etwas weniger nassen Bereichen können sich aber die Spirken, Moorbirken, Erlen und teilweise auch Fichten als Moorwald etablieren. Auf entwässerten Mooren kommt es hingegen häufig zu einer flächendeckenden Verbreitung von Faulbäumen.

Moore und Klimaschutz

Vor mehr als 200 Jahren wurde in Bayern mit der systematischen Erschließung und Nutzung von Mooren begonnen. Beispielsweise wurde im Zuge der Industrialisierung Torf in Massen abgebaut, getrocknet und als Brennmaterial und Energielieferant verwendet. Die für medizinische Zwecke wie Heilbäder benötigte Torfmenge war im Vergleich dazu sehr gering. Mit einem enormen Aufwand wurden damals Moore auch großflächig trockengelegt, um eine profitable land- oder forstwirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen. Da das Leben im Moor aber stark abhängig von relativ konstanter Wasserzufuhr ist, wurde dadurch ein überwiegender Teil der bayerischen Moore zerstört oder zumindest stark beschädigt. Nach wie vor werden die trockengelegten Niedermoore intensiv landwirtschaftlich genutzt, weil es sich um äußerst ertragreiche Standorte handelt. Der industrielle Torfabbau wurde in Bayern erst 2004 beendet.
Die flächenhafte Entwässerung der Moore stellt nicht nur den Verlust wertvollster Lebensräume für seltene Pflanzen und Tiere dar. Durch den abgesenkten Grundwasserpegel dringt außerdem mehr Luft in den Moorboden ein, was natürliche Zersetzungsprozesse in Gang setzt. Dabei wird eine große Menge an klimarelevanten Gasen, wie Kohlendioxid, Lachgas und Methan freigesetzt. So wird aus dem einstigen Kohlenstoff-Speicher eine große Treibhausgas-Quelle. Entwässerte Moore tragen in Bayern mit etwa 8 % zu den CO2-Emissionen bei, was über dem Bundesdurchschnitt von 5 % liegt. Laut einer Studie der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf könnte die Emission von Treibhausgasen durch die Renaturierung aller bayerischen Moore jährlich um etwa 5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent gesenkt werden.
Der bayernweite Moorschutz ist sowohl im Klimaschutzprogramm Bayern 2050 als auch im Masterplan Moore verankert, der vom Ministerrat am 31. Juli 2018 beschlossenen wurde. Darin sind die bayernweiten Aktivitäten zum Moorschutz konkretisiert und gebündelt worden. Zudem kommt dem Moorschutz mit der am 19. November 2019 verabschiedeten Bayerischen Klimaschutzoffensive als ein gesonderter Punkt des 10-Punkte-Plans der Staatsregierung eine erhebliche Bedeutung für das Erreichen der bayerischen Klimaschutzziele zu.
Hinsichtlich zunehmender Großwetterereignisse als Folge des Klimawandels leisten intakte Moore noch weitere wichtige Dienste: Sie schützen uns vor Hochwassern und mildern Trockenheitsphasen ab, indem Sie im Prinzip wie ein großer Schwamm funktionieren. Torfmoose können mithilfe ihrer speziellen Körperzellen (Hyalozysten) eine 20- bis 50-fache Menge an Wasser im Vergleich zum Eigengewicht im trockenen Zustand aufnehmen. So speichern sie in niederschlagsreichen Zeiten das Wasser und geben es erst zeitversetzt wieder frei.

Die Renaturierung unserer Moore

Das Bild zeigt eine Moorlandschaft von oben
Im Weidfilz sind die Renaturierungsmaßnahmen gut zu erkennen. Die Gerinne, die das Wasser für die Entwässerung der Moore gegraben wurden, sind mit mehreren Dämmen verbaut. So bleibt das Wasser wieder dort, wo es sein soll, im Moor. Foto Leidorf

SDamit die geschädigten Moore wieder ihre natürliche Biodiversität und Funktion im Naturhaushalt entfalten können, ist eine nachhaltige Verbesserung ihres Zustands zwingend erforderlich – und zwar im Zusammenwirken von Behörden, interessierten Verbänden und Grundeigentümern. Zunächst müssen renaturierungsfähige Moorflächen durch Ankauf, langfristige Pacht oder privatrechtliche Verträge arrondiert, d. h. zusammengelegt, werden. Nur dadurch können dann einst angelegte Entwässerungsgräben durch den Bau von Spundwänden und Dämmen oder durch eine vollständige Grabenverfüllung verschlossen und unwirksam gemacht werden. Infolgedessen steigt der Wasserpegel im Moor wieder an, der klimaschädliche Ausstoß von Treibhaus-Gasen wird reduziert und das Wachstum der moortypischen Pflanzen, allen voran der Torfmoose, kann wieder beginnen.

Da der Freistaat Bayern als Grundbesitzer eine besondere Verantwortung für den Natur- und Klimaschutz trägt, sollen renaturierungsfähige Moore auf staatlichen Flächen (z. B. Staatswald, Staatsgüter, Naturschutzflächen) vorrangig behandelt werden.
Die Kosten für die Renaturierung bayerischer Moore können über die Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinien (LNPR) oder über Förderprogramme des Bundes und der EU finanziert werden.


Ansprechpartner
Ansprechpartner für die Umsetzung von Moorrenaturierungen sind die höheren Naturschutzbehörden an den fünf Bezirksregierungen, Oberbayern, Niederbayern, Schwaben, Oberfranken und Oberpfalz. Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) koordiniert die Naturschutzmaßnahmen und ist für das Monitoring zuständig.
Gemeinsam mit der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) bildet das LfU den Dreh- und Angelpunkt für die Umsetzung des Masterplans Moore. Das Bayerische Artenschutzzentrum (BayAZ) im LfU hat eine Regionalstelle Karlshuld im Donaumoos, die sich u.a. Fragen des Niedermoorschutzes widmet.